Kampagne “Bio? Na logo!” als Informationsoffensive

Von Ronja Zöls-Biber | Gepostet am 20.02.2024

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Die laufende Informationskampagne des BMEL ist Teil der Bio-Strategie 2030.

Es bleiben noch sechs Jahre, um den Anteil der landwirtschaftlichen Fläche in Deutschland auf 30 Prozent Bio zu erhöhen. Denn so lautet das erklärte Ziel der Bundesregierung: 30 Prozent Bio bis 2030. Doch wer Bio ausbauen will, muss die Verbraucherschaft mit ins Boot nehmen. „Nur gut informierte Verbraucherinnen und Verbraucher können gute Entscheidungen treffen. Daher ist es richtig, dass nun verstärkt darüber informiert wird, was Bio-Lebensmittel ausmacht“, kommentierte die BÖLW -Vorstandsvorsitzende Tina Andres. „Aufklärung spielt eine wichtige Rolle“, sagte Silvia Bender, Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, vor einem Jahr im BioNachrichten-Interview. „Viele Menschen wissen gar nicht, welche Vorteile Bio hat. Hier setzen wir an: Wir arbeiten an einer Bio-Infokampagne, die wir im kommenden Jahr starten wollen.“

Mitte November ging die Bio-Kampagne nun an den Start. In Form von Plakaten an Straßen und Parkplätzen wurden die Vorteile von Bio in einfachen Botschaften vermittelt. „Werden Tiere wirklich anders gehalten? – Na logo!“, „Sorgt Bio wirklich für mehr Artenvielfalt? – Na logo!“, „Sind in Bio-Lebensmitteln wirklich weniger Zusatzstoffe? – Na logo!“, „Kann ich mich auf Bio wirklich verlassen? – Na logo!“: Auf buntem Hintergrund und gespickt mit Bio-Akteur:innen und Produkten wurden diese Slogans in der dunklen Jahreszeit verbreitet. Auch unter www.bio-na-logo.de finden sich Plakatmotive, Videoclips und Links zu weitergehenden Informationen zu den Themen Tierhaltung, Artenvielfalt, Zusatzstoffe und Bio-Kontrolle. 7,1 Millionen Euro kostete die Kampagne. Zum Vergleich: Laut der Zeitung BioHandel veranschlagte das damalige Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft unter Ministerin Renate Künast bereits im Jahr 2001 für die Bekanntmachung des Bio-Siegels einen Werbeetat von 7,6 Millionen Euro.

Die Informationsoffensive ist Teil der 30 Maßnahmen der Bio-Strategie 2030. Ende November wurde eine aktualisierte Zusammenfassung der Gesamtstrategie mit einem Umfang von 58 Seiten veröffentlicht. Dabei legt das erste Drittel des Textes den Status-quo der Ökolandwirtschaft und des Bio-Marktes dar. Erklärt wird ausführlich, warum der ökologische Landbau der Gesellschaft, der Umwelt, den Tieren und dem Klima nützt. Ab Seite 19 werden geplante Maßnahmen erläutert. Hier wird vor allem ausgeführt, wie der Weg zu einem Bio-Ausbau optimalerweise ausgestaltet werden muss. Die konkrete Umsetzung,
etwa bezüglich Förderungen, Digitalisierung, ökologische Pflanzenzüchtung, wird jedoch nicht erläutert. Es wird viel mit Formulierungen wie „es wird geprüft…“ oder „so ausrichten, dass“ gearbeitet. Angesichts des ambitionierten Ziels ist wenig Handfestes wie Termine, Quoten und finanzielle Ausstattung sichtbar.

gelbes Plakat der Kampagne "Bio? Na logo!" des BMEL mit der Frage "Werden Tiere in Bio wirklich anders gehalten? Na logo!" und einer Milchtüte daneben
Bild: BMEL

Etwas mehr Konturen weist das „Handlungsfeld Ernährung und Gesellschaft“ auf. Bis spätestens 2030 soll der Bio-Anteil der Bundeskantinen auf mindestens 30 Prozent erhöht werden. 2025 soll ein bundesweites Pilotprojekt stattfinden auf Basis einer Ausschreibung mit interessierten Behörden und Kantinen, bei denen ein Bio-Anteil von mindestens 50 Prozent erreicht werden soll. Details fehlen jedoch auch an
dieser Stelle. Immerhin, eine Markierung wird genannt: 2026 soll Zwischenbilanz gezogen werden. Ob die aktuellen Ziele dann noch gelten, steht allerdings in den Sternen: Denn 2025 steht die Bundestagswahl an. Bio? – Na logo! Dafür müsste sofort möglichst viel in Gang gesetzt und fixiert werden, damit die Maßnahmen unabhängig von Wahlergebnissen schon mal laufen…

Auf unsere Anfrage ans BMEL antwortet eine Sprecherin:

Die Bio-Kampagne läuft seit Mitte November. Gab es bisher Rückmeldungen dazu?
Das BMEL erreichten zahlreiche positive Rückmeldungen zur Informationsoffensive, mitunter auch kritische Hinweise. Eine abschließende Auswertung liegt noch nicht vor.

Wird die Kampagne weiterhin fortgeführt?
Das BMEL informiert mit zahlreichen Maßnahmen aus dem Bundesprogramm Ökologischer Landbau über die Vorteile von Bio für Klima- und Artenschutz, angefangen bei den Kleinsten mit dem Schulwettbewerb zur ökologischen Landwirtschaft und Ernährung „Echt kuh-l“ bis hin zum echten Bio-Geschmackserlebnis mit Showkochen und Verkostungen auf Messen und Veranstaltungen durch unser Netzwerk aus Bio-Spitzenköchen. Auch die Informationsoffensive als ein Baustein der Bio-Strategie 2030 wird fortgesetzt, zum Beispiel auf der Grünen Woche in Berlin und der Biofach in Nürnberg.

Wie wird ein nächster öffentlich wahrnehmbarer Impuls aus der Bio-Strategie aussehen?
Die Bio-Strategie 2030 wurde am 16.11.2023 von Bundesminister Özdemir vorgestellt. Das BMEL arbeitet bereits intensiv an der Umsetzung und erarbeitet dafür einen konkreten Umsetzungsplan. In einem Forum auf der Biofach 2024 in Nürnberg werden die ersten Pläne hierzu vorgestellt und diskutiert. Darüber hinaus werden die Handlungsfelder und Maßnahmen kontinuierlich mit den beteiligten Gruppen diskutiert und entwickelt. So sind für die Handlungsfelder Außer-Haus-Verpflegung, Wertschöpfungsketten und Forschung sogenannte Kompetenzteams vorgesehen.

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Ronja Zöls-Biber

Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit / Redaktionsleitung BioNachrichten