Labor oder Weide?

Von Ronja Zöls-Biber | Gepostet am 30.08.2023

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Liebe Leser:innen,

der Konsum von Billigfleisch ist im Alltag ganz normal und vielerorts zu beobachten. Die Versuchung ist groß, wenn es aus Grillstationen und Fritteusen nach Würstchen und Schnitzel duftet – auch wenn man eigentlich kein Fleisch aus Massentierhaltung konsumieren will. Billigfleisch wird in die schönste Atmosphäre hinein, auf dem Kindergartenfest, am See-Kiosk und im heimeligen Biergarten unter Kastanienbäumen serviert. Besonders praktisch: Schlechte Tierhaltung lässt sich so schön ausblenden, wenn die Stimmung gut und der Appetit groß sind. Die Entfremdung von der Lebensmittelerzeugung
und das fehlende Bewusstsein über den Zusammenhang von Fleisch und Tier tragen das ihrige dazu bei.

In der Gemeinschaftsverpflegung, beispielsweise auch auf Volksfesten, ist der Gedanke an Tierwohl und Fleischqualität anscheinend besonders abwegig. Wer ihn trotzdem hat, kann ja immer noch Pommes essen. Andererseits entsteht oft der Eindruck, Fleisch essen sei nicht mehr zeitgemäß. In Gesprächen behaupten viele Menschen: Ich esse kaum Fleisch. Damit trifft man anscheinend aktuell den richtigen Ton. Fleischersatzprodukte füllen immer mehr Regale in den Läden. Fast-Food-Läden bieten vegetarische und rein pflanzliche Alternativen an. In den österreichischen Filialen einer großen Burger- Kette heißt es seit vergangenem Jahr an der Kasse: „Normal oder mit Fleisch?“ Fleischverzicht ist en vogue. Klimawandel,
Tierwohl, Gesundheit – das sind die schlagenden Argumente.

Auch wenn der Fleischkonsum in Deutschland in den vergangenen Jahren deutlich zurückging, übersteigt er mit 52 Kilogramm Schlachtgewicht pro Kopf und Jahr immer noch die Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, die ein Maximum von 30 Kilogramm pro Kopf und Jahr vorsieht. Weltweit wächst der Fleischkonsum seit vielen Jahren stetig. Übergewicht und ernährungsbedingte Krankheiten nehmen zu. Die Ställe werden größer, das Tierwohl schlechter, die industrielle Landwirtschaft stärker. Doch angesichts einer wachsenden Sensibilität hinsichtlich Tierwohl, Klimawandel und eigener Gesundheit ist es kein Wunder, dass nach neuen Lösungen gesucht wird – die optimalerweise noch Geld generieren. In die Entwicklung pflanzenbasierter, zellbasierter oder hybrider Fleisch-Alternativen fließen viele Ressourcen. Hierbei nimmt man sich in den USA bereits die Gentechnik zu Hilfe. Hochverarbeitete, hochindustrialisierte und energieintensive Produkte werden kreiert, von denen in erster Linie Konzerne profitieren werden.

Wie wäre es mit der Option, die verbreitete Ernährung zu ändern statt sie zu ersetzen und Überzeugungsarbeit zu leisten zugunsten frischer natürlicher Lebensmittel? Der Gegenentwurf zum Laborfleisch: Mit biologischer Landwirtschaft die Region ernähren, Rinder mit Gras anstatt Kraftfutter versorgen, das heimische Grasland als wertvollen CO2₂-Speicher schützen, Hanglagen aufwerten, Mist als Dünger für Gemüse einsetzen, Dung für Insekten verfügbar machen, Nützlinge aus dem Grünland für Gemüsebau nutzen, Höfe retten – den Kreis schließen …

Gutes Fleisch steht für Geschmack – aber noch für vieles mehr!

Eure

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Ronja Zöls-Biber

Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit / Redaktionsleitung BioNachrichten