„Zwischenfrüchte bringen Leben auf den Acker!“

Von Stephanie Lehmann | Gepostet am 11.07.2023

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Biokreis-Betriebe tun viel für die Artenvielfalt. Hier stellen wir Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität vor – gedacht zur Inspiration und Nachahmung! 

Biokreis-Berater Toni Reisinger schwört auf Bodenbedeckung, gerade im Winter. Das bringt Vorteile für seine Landwirtschaft – und für die Artenvielfalt.

Zwischenfrüchte sind ein echter Klassiker, und ihre Anwendung ist im Ökolandbau weit verbreitet. Das ist auch gut so, denn sie schützen den Boden, fördern die Bodenfruchtbarkeit und ernähren das Bodenleben. Von blühenden Zwischenfrüchten im Sommer profitieren Insekten, denn Blühmischungen bieten Honigbienen, Hummeln und Schmetterlingen Pollen und Nektar. Nicht zuletzt sind Zwischenfrüchte Rückzugsort für viele Kleinlebewesen und tragen auch so zur Artenvielfalt bei.

Biokreis-Berater Toni Reisinger schwört auf den Einsatz von Zwischenfrüchten und nutzt sie auf seinen eigenen Flächen ausgiebig. Für ihn ist klar: Keine Fläche darf „nackt“ in den Winter gehen, denn die Wurzeln der Zwischenfrüchte festigen und stabilisieren den Boden und schützen ihn so vor Nährstoffauswaschungen. Durch den Bewuchs ist der Boden außerdem vor Frost geschützt, davon profitieren auch die unterirdisch lebenden Mikroorganismen. Stehen abfrierende Zwischenfrüchte auf dem Feld, sterben diese mit dem Frost, liegen dann auf dem Boden auf und bieten so Nahrung für Regenwürmer. Winterharte Zwischenfrüchte verlangen dagegen im Frühjahr mehr Bearbeitung.

Auf seinen Flächen hat Toni im letzten Herbst neun verschiedene Zwischenfruchtmischungen nebeneinander angesät. Warum so viele? – Das sei ein Versuch in Zusammenarbeit mit Biokreis-Partner Semo Bio gewesen, wie Toni erzählt. Es ging darum zu sehen, wozu verschiedene Zwischenfruchtmischungen fähig sind. Unter der Auswahl auf seinem Feld sind sowohl abfrierende wie auch winterharte Zwischenfruchtmischungen, manche mit Leguminosen, manche ohne. Denn je nachdem, was man durch die Zwischenfrüchte erreichen will, sollten andere Mischungen ausgewählt werden.

Je vielfältiger die Mischung, desto besser

Jede Zwischenfrucht bringt andere Vorteile. Von Reinsaaten rät der erfahrene Biokreis-Berater ab. Zwar begrünt zum Beispiel Senf das Feld sehr schnell, hat dann aber so gut wie keine Wurzelleistung und entlässt den vorher gebundenen Stickstoff schnell wieder.

Dagegen sind vielseitige Mischungen immer eine gute Wahl. Je mehr verschiedene Pflanzenarten sie enthalten, desto besser. Der Anbau vieler unterschiedlicher Arten hat nicht nur einen ökologischen Nutzen, Zwischenfruchtmischungen bringen im Vergleich zu Reinsaaten auch deutlich höhere Biomasse- und Wurzelerträge. Die verschiedenen Wurzeltypen führen zu einer vielschichtigeren Bodendurchwurzelung, zu einem besseren Bodenaufschluss sowie zu einer besseren Bodenlockerung. Ein großer Vorteil sind auch die deutlich erhöhten und vielfältigeren Wurzelausscheidungen. Diese „füttern“ das Bodenleben und sorgen dadurch für eine deutlich höhere mikrobielle Aktivität und eine bessere Ausnutzung der im Boden gebundenen Nährstoffe.

„Jede Pflanze macht etwas anderes im Boden“, erklärt Toni. „Die einen sind Tiefwurzler, die anderen sammeln Stickstoff. Die Mischung macht’s.“ Je vielfältiger die Artenmischung, umso höher auch die sogenannten Ökosystemdienstleistungen wie die natürliche Filtration des Wassers und die Kohlenstoffanreicherung im Boden.

Natürlich ist die Anschaffung des Saatguts mit Kosten verbunden, bis zu 100 Euro pro Hektar können fällig werden. Aber der Einsatz lohnt sich! „Zwischenfrüchte bringen Leben auf den Acker, über und unter der Erde“, meint Toni. „Darauf sollte man keineswegs verzichten.“

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Stephanie Lehmann

Die Autorin arbeitete beim Biokreis e.V. in den Bereichen Öffentlichkeits- und Projektarbeit.