Agroforst ist eine gesellschaftliche Verpflichtung

Von Josef Brunnbauer | Gepostet am 30.04.2024

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Ungeachtet der jeweiligen Wirtschaftsweise steht die Landwirtschaft per se vor großen Herausforderungen, die es in naher Zukunft von den jeweiligen Leistungsträgern aus Politik und Wirtschaft zu meistern gilt.

Denken wir an den Umbau der Tierhaltung und die Forderung nach einer Tierwohlabgabe, um die nötigen finanziellen Mittel für den Umbau der konventionellen Tierhaltungssysteme bereit zu stellen. Denken wir an die Auswirkungen von Klimawandel und Artenschwund, welche vor allem die bestehenden Landnutzungssysteme betreffen, weil sie ökologische Systeme gefährden und damit auch die Ertragssicherheit und in Folge die Versorgungslage von Lebensmitteln bedrohen. Dabei geht es schon lange nicht mehr nur darum, den Klimawandel zu stoppen, sondern vielmehr darum, innovative und nachhaltige Maßnahmen zu ergreifen, die die verheerenden Auswirkungen extremer Wetterereignisse auf die landwirtschaftliche Produktion entschärfen.

In diesem Zusammenhang gewinnt die Agroforstwirtschaft immer mehr an Bedeutung. Mit dem gezielten Pflanzen von Bäumen auf landwirtschaftlichen Flächen bildet sie eine einfache, aber effiziente Lösung, um die unkalkulierbaren Wetterereignisse zu mildern. Ein entscheidender Aspekt ist die Kohlenstoffspeicherung. Bäume spielen eine bedeutende Rolle bei der Reduzierung von CO2₂ in der Atmosphäre, indem sie Kohlenstoff binden und Sauerstoff produzieren. Die Ausweitung von Agroforstsystemen trägt damit zur Eindämmung des Treibhauseffekts bei. Gleichzeitig bieten Bäume Schatten, was wiederum den Wasserhaushalt verbessert und den Boden vor Erosion schützt. Darüber hinaus fördert Agroforst die Biodiversität, indem es Lebensräume für verschiedene Pflanzen- und Tierarten schafft. Dies ist entscheidend, da der Klimawandel auch massive Auswirkungen auf die Artenvielfalt hat. Die Integration von Bäumen in landwirtschaftliche Flächen fördert ökologische
Gleichgewichte und erhöht die Anpassungsfähigkeit von Ökosystemen.

Trotz dieser Vorteile steckt eine flächendeckende Umsetzung von Agroforst noch in den Kinderschuhen und stellt die Landwirtschaft vor einen gewaltigen Systemwechsel, der enorme finanzielle Ressourcen, aber auch ein nachhaltiges Umdenken fordert. Bäuerinnen und Bauern benötigen finanzielle Unterstützung und systemische Anreize, um diese Form der Landbewirtschaftung nachhaltig zu entwickeln. Außerdem müssen Betroffene entsprechend sensibilisiert werden, um den positiven Einfluss von Agroforst auf die Ertragsfähigkeit landwirtschaftlicher Anbausysteme begreifbar zu machen. Dabei braucht es eine breite gesellschaftliche Akzeptanz für die Entlohnung von Gemeinwohlleistungen.

Insgesamt kann Agroforst als vielversprechende Strategie im Kampf gegen die Auswirkungen des Klimawandels, aber auch den Klimawandel selbst betrachtet werden. Es bietet eine integrative Lösung, die ökologische, ökonomische und soziale Vorteile vereint. Die Herausforderung liegt nun darin, die Umsetzung zu beschleunigen, um die drängenden Probleme des Klimawandels effektiv anzugehen. Die wirtschaftliche Basis gründet in der gesellschaftlichen Verpflichtung, den finanziellen Rahmen dafür zu schaffen, dass dieser Umbau nicht allein auf den Schultern derer liegt, die das Ganze auf ihren Betrieben umsetzen müssen.

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Josef Brunnbauer

Josef Brunnbauer ist langjähriger Geschäftsführer des Biokreis e.V. und betreut den Bereich Verarbeitung und Handel.