Ritas „Keller-Revier“

Von Ronja Zöls-Biber | Gepostet am 25.03.2025

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Bereits seit 1992 gibt es auf dem Biohof Klauser einen Hofladen mit Vollsortiment.

Wer die Tür zum Hofladen der Familie Klauser in Tacherting (Landkreis Traunstein, Oberbayern) öffnet, blickt erst einmal auf eine lange schmale Treppe, die in die Tiefe führt. Und wer diese hinabsteigt, nimmt die allmählich lauter werdende Stimme von Rita Klauser wahr, die sich beim Aufschneiden von Käse und Einpacken von Brot lebhaft mit der Stammkundschaft unterhält. Bereits 1992 hat die Ökolandwirtin den Laden hier im Keller eines Nebengebäudes eröffnet. „Davor haben wir unsere Eier und unser Gemüse an der Haustür verkauft“, erinnert sie sich an die Anfänge der Direktvermarktung. Doch schließlich richtete sie sich ihren eigenen Laden ein, in dem fortan Eier und Nudeln vom eigenen Hof, Gemüse, Kartoffeln, selbst gebackenes Brot, Milch vom Nachbarn und sogar ein überschaubares vom Großhandel geliefertes Bio-Vollsortiment angeboten wurden.

Rita Klauser
Rita Klauser hält ein reichhaltiges Bio-Sortiment, liebevoll
dekoriert, für ihre Kundschaft bereit. | Bilder: Simone Paintner

Bis heute reihen sich in zwei Räumen des kühlen Kellers Kisten mit Obst und Gemüse, darunter auch Besonderheiten wie Radicchio und Grünkohl, neben Gewürze, Milchprodukte, eine offene Wurst- und Käsetheke, Regale mit „Ritas Eierstambal“, eine Art Eierlikör, Kornellkirschenlikör, Bauernbrot, Semmeln und sogar Pita-Brötchen, die am Freitagvormittag frisch gebacken wurden. Das Getreide dafür bezieht sie aus der Gegend, mahlt es und stellt den Sauerteig selbst her. „Der Laden macht mir Spaß, aber ich bin immer beschäftigt“, sagt Rita Klauser und lacht. Die 45 Hektar umfassende Landwirtschaft mit 6000 Hühnern, Acker- und Speisekartoffelanbau ist an den Sohn Stefan übergeben. Doch das hier im Keller ist ihr Revier.

Freitagnachmittag und Samstagvormittag ist geöffnet. Den Großteil der Kundschaft kennt Rita Klauser gut. „Es sind ganz normale Leute – vom Arbeiter bis zum Lehrer“, erklärt sie. Den Älteren trägt sie die Taschen die steilen Treppen nach oben. Oder sie sagt auch mal einem kräftigen Burschen: „Pack an und hilf der Dame tragen!“ Die Schilderung passt zu der resoluten Bäuerin, die nicht um jeden Preis nett sein mag. „Ist wer unfreundlich, bin ich es auch!“ Sie bedauert, dass die meisten Menschen heute nicht mehr wissen, wo ihr Essen herkommt, dass die Kinder so viele Allergien haben und so viele Fertigprodukte vorgesetzt bekommen. „Macht doch die Spätzle selber! Da braucht Ihr doch nur Mehl, Wasser und Eier“, rät die zweifache Mutter und Großmutter den jungen Eltern, die in den Laden kommen.

Auf eine positive und heimelige Weise wirkt hier alles ein wenig wie aus der Zeit gefallen. Die Kellerfenster werden von Tier-Bildern verdeckt, die der Nachbar gemalt hat. Daneben reihen sich Zeichnungen der Kinder. Jetzt, in der Faschingszeit, in der wir zu Besuch sind, schmücken Harlekine aus Porzellan die Regale. Doch schon bald wird sich hier einiges ändern. Um seine Mutter zu entlasten und den Hofladen zukunftsfähig zu machen, wird Stefan diesen umrüsten. Automaten sollen installiert werden, und ein Karten-Bezahlsystem soll die alte Kasse ablösen, in die Rita über Tasten Ziffer für Ziffer eingibt. „So ist es in Zukunft möglich, dass ich auch mal nicht da bin“, sagt sie und fügt schulterzuckend hinzu: „Aber normalerweise bin ich ja eh da.“

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Ronja Zöls-Biber

Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit / Redaktionsleitung BioNachrichten