Sanfte Riesen mit Kuschelfaktor

Von Ronja Zöls-Biber | Gepostet am 25.03.2025

Like and share

Auf WhatsApp teilenAuf LinkedIn teilen

Familie Albs gehört zu den Gewinnern des NABU-Wettbewerbs „Gemeinsam Boden gut machen“ und überzeugte mit ihrem Gesamtkonzept: Wasserbüffel in moorschonender Stauhaltung.

Nicole Albs

Exoten auf der Weide – dieses Motto gilt am Hof der Familie Albs in Grittel (Mecklenburg-Vorpommern) seit vielen Jahren. In das alte französische Salers-Rind wurden hier beispielsweise Limousin und Charolais eingekreuzt; mittlerweile setzt man auf Blonde d`Aquitaine. Rund 5000 Bio-Puten sind im Sommer auf der Weide zu sehen, hinzu kommen 3500 Peking- und Flugenten sowie etwa 1500 Gänse für Weihnachten. Vor einem Jahr wurde es dann noch ein wenig spezieller:

Zwei Wasserbüffelherden wurden gekauft – 120 Tiere leben auf Moorflächen, welche zuvor von Fleischrindern beweidet wurden, was aber nach der Wiedervernässung nicht mehr funktionierte. Auf 34 der 100 Hektar wird mit moorschonender Stauhaltung gewirtschaftet. 40 der insgesamt 190 Hektar großen Betriebsfläche sind Ackerland für den eigenen Futteranbau, der Rest Grünland.

Exoten auf der Weide – dieses Motto gilt am Hof der Familie Albs in Grittel (Mecklenburg-Vorpommern) seit vielen Jahren. In das alte französische Salers-Rind wurden hier beispielsweise Limousin und Charolais eingekreuzt; mittlerweile setzt man auf Blonde d`Aquitaine. Rund 5000 Bio-Puten sind im Sommer auf der Weide zu sehen, hinzu kommen 3500 Peking- und Flugenten sowie etwa 1500 Gänse für Weihnachten. Vor einem Jahr wurde es dann noch ein wenig spezieller: Zwei Wasserbüffelherden wurden gekauft – 120 Tiere leben auf Moorflächen, welche zuvor von Fleischrindern beweidet wurden, was aber nach der Wiedervernässung nicht mehr funktionierte. Auf 34 der 100 Hektar wird mit moorschonender Stauhaltung gewirtschaftet. 40 der insgesamt 190 Hektar großen Betriebsfläche sind Ackerland für den eigenen Futteranbau, der Rest Grünland.

Wasserbüffel halten die Landschaft offen

„Für unsere Wasserbüffel ist das hier ein Traum“, sagt Biokreis-Landwirtin Nicole Albs, die gemeinsam mit ihrem Mann Thomas Schmidt, den Söhnen Christopher und Dominik und einem Mitarbeiter den Betrieb bewirtschaftet. „Anders als unsere Fleischrinder fressen sie alles: Brennnessel, Disteln, Weißdorn, Hagebutten … Damit halten sie die Landschaft offen.“ Und wo vertilgt wird, ist Platz für neues Leben. Arten können sich entwickeln und finden einen passenden Lebensraum. Umso mehr, als die Weidetiere mit ihren massigen Beinen Löcher in den Untergrund treten, selber Suhlen anlegen und oft bis zum Kopf die Nässe in den Wasserlöchern genießen – manchmal so sehr, dass es schwierig werden kann und es sehr viel Geduld erfordert, sie zu bewegen.

„Wir hatten erst mal ziemlichen Respekt vor den schweren Büffeln mit den großen Hörnern. Sehr schnell merkten wir aber, dass sie insgesamt ruhiger sind als unsere Rinder.“ Oft kommen sie an die Menschen heran, um Krauleinheiten einzufordern. „Das macht bei zwei, drei Büffeln Spaß. Bei sieben bis neun matschigen Tieren, die einem den Kopf auf die Schulter legen wollen, kann das aber auch mal beklemmend werden“, erzählt Nicole Albs und lacht. Auch das Einstreuen, wenn die Tiere im Winter Stall und Winterkoppel nutzen, gestalte sich nicht so leicht. Während Rinder auf Druck weichen, bleiben die Wasserbüffel stehen und wollen gestreichelt werden. „Sie haben ein starkes Nähe-Bedürfnis und schlafen wirklich Haut an Haut.“

Schutzgedanke der Herde

Selbst Kälber trauen sich gleich heran an die Menschen und dürfen sich andererseits über sehr gute Mütter freuen. Bevorstehende Kalbungen sieht man den Wasserbüffeln, etwa anhand eines dickeren Euters, nicht an. Irgendwann separieren sie sich von der Herde, um Ruhe zu haben. Sobald das Kalb geboren ist, kehren Mutter und Nachwuchs zur Herde zurück. Im Wolfsgebiet, in dem sich die Wasserbüffel befinden, sei der Schutzgedanke der Herde spürbar. Jungvieh wird in die Mitte genommen, und alle das Kalb umringenden Tiere sind sehr aufmerksam und beobachten die Gegend. „Zum Glück hatten wir noch keine Verluste“, erzählt Nicole Albs. Hundert Hektar wolfssicher einzuzäunen sei kaum möglich. „Ich hoffe auf die Wehrhaftigkeit der Büffel. Und wer weiß? Vielleicht haben sie sich nachts auch schon erfolgreich gewehrt.“

Bilder: privat

Zu sensibel zum Melken?

Drei Jahre lang brauchen die Wasserbüffel, um ihr Schlachtgewicht zu erreichen – gut ein Jahr länger als Fleischrinder. Auf den Preis lasse sich dies am Schluss nicht aufschlagen, obwohl das Fleisch sehr gesund ist – nämlich fettarm und Omega-3-Fettsäure-reich. Geschmacklich sei es zwischen Rind- und Wildfleisch einzuordnen. Zur Schlachtung werden die Büffel zu einem nahen Schlachthof gefahren. Sie werden selbst verladen, gefahren und begleitet. Es braucht eine individuelle Schlachtausstattung mit einem Bolzenschussgerät, das mehr Treibkraft und einen längeren Dorn aufweist, denn die Schädelplatte der Wasserbüffel ist dicker als bei Rindern. Für die Zukunft planen die Albs, die selbst jagen, den Weideschuss – doch hier gibt es noch einige Hürden zu meistern. Drei Tiere pro Monat werden an Bio NRW vermarktet. Ein Tier ergibt rund 300 Kilogramm Fleisch. Und was ist mit Mozzarella, der ja aus Büffel-Milch hergestellt wird? „Wir haben uns das Melken bei einem anderen Wasserbüffel-Betrieb angesehen“, erzählt Nicole Albs. „Da die Tiere so sensibel sind, gestaltet sich das schwierig. Ist ein Fremder dabei, spricht man mal zu laut oder ist irgendwas anderes irritierend, dann geben sie einfach keine Milch mehr.“ Diese Herausforderung sei einfach zu groß.

Doch ohnehin ist das Gesamtkonzept bereits sehr stimmig – das bescheinigte jüngst die Jury des NABU-Wettbewerbs „Gemeinsam Boden gut machen“ dem Betrieb, der bereits seit 1992 biozertifiziert und seit 2015 Mitglied im Biokreis ist. Im Sommer findet die Preisverleihung statt. Die Entscheidung für die Albs als Gewinner wird folgendermaßen begründet: „Das Wiedervernässen und die Nassnutzung von Mooren zählt laut einem Gutachten der Stiftung Klimaneutralität zu einem der drei zentralen Handlungsfelder, über die sich die Treibhausgasemissionen der Landbewirtschaftung in Deutschland nennenswert reduzieren lassen. Familie Albs leistet damit einen überaus wertvollen Beitrag zum Klimaschutz und dem Erhalt der Torfsubstanz.“

Profilbild

Ronja Zöls-Biber

Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit / Redaktionsleitung BioNachrichten