Alte Rassen – Exoten aus der Heimat

Rinder des Biokreis-Betriebs Klosterhof Bünghausen
„Erhalten durch Aufessen“ – mit diesem eher speziellen Slogan wirbt die Gesellschaft zur Erhaltung alter und bedrohter Haustierrassen für die heimatlichen Exoten im Stall und auf der Weide. Mit gewissem Erfolg; schon seit einigen Jahrzehnten ist keine hiesige Nutztierrasse mehr ausgestorben.
Die Bewunderung ist unseren Rindern der Rasse „Rotes Höhenvieh“ immer sicher, wenn Spaziergänger an den Weiden vorbeilaufen: „Ne, was sind das schöne Tiere – und noch mit Hörnern“, hören wir oft, wenn wir wie unbeteiligt am Wochenende auf der Bank sitzen und unsere Tiere einfach nur betrachten. Aber wir kennen nicht nur ihre äußeren Werte.
Rückblende: 2018, das erste Dürrejahr bei uns im Bergischen. Wir mussten unsere Tiere schon im Sommer kräftig zufüttern auf der Weide. Wie viele andere waren wir nicht darauf eingestellt. Es ging also um die entscheidende Frage: Wo kann man jetzt noch Futter zukaufen? Heu war gefragt … Auf unseren Social-Media-Post meldete sich ein Bauer, etwa 200 Kilometer südlich von uns. Er hatte Ballen zu fairen Preisen. Später Schnitt. Wir haben zugeschlagen, klar – irgendwo musste das Raufutter ja herkommen. Die Fracht kam per LKW – und es war wirklich harter Tobak für die Rinder. Im wahrsten Sinne des Wortes. Um im Tabak-Vergleich zu bleiben: kein Feinschnitt, altes Zeug aus Naturschutzflächen, grob und dicke Stängel … Eine Milchkuh, wie sie hier im Bergischen Land üblich ist, hätte dieses grobe Zeug schlicht verschmäht und wäre abgemagert. Unser Rotes Höhenvieh hat uns zwar zwei Tage etwas skeptisch angeschaut, dann aber auch dieses Heu gefressen. Und am Ende des Herbstes zum Eintrieb in den Stall sahen die Tiere wirklich gut aus, glänzendes Fell, KEINE Knochengerippe, sondern eben normale Rote Höhenrinder.
Futterverwerter statt Hochleistungstiere
Die Kälber aus dem Jahr 2018 brachten drei Jahre später ein etwas geringeres Schlachtgewicht auf die Waage, aber ansonsten haben alle Rinder diese Zeit mit dem groben Futter hervorragend überstanden. Gute Futterverwerter eben – und keine Hochleistungstiere, die auch Hochleistungsfutter benötigen. Das finanzielle Ergebnis, zugegeben, stimmt aber nur in der Direktvermarktung. Die Zunahmen und Endgewichte sind eben geringer als bei den typischen Fleischrinder-Rassen. Aber wie bewiesen kommen sie auch mit schlechtem Grundfutter über die Zeit, was letztlich wieder echte Euros einspart.
Ja, die heimischen Traditionsrassen sind Exoten geworden auf unseren Höfen. Aber sie haben Zukunft – als Robusttiere überstehen sie auch schlechte Zeiten eher als ihre Hochleistungsnachbarn. Unsere Rinder haben es bewiesen. Unsere Hühner beweisen es weiterhin. Sie legen auch mehr als nur ein oder zwei Legeperioden gute Eier – vielleicht ein Drittel weniger als die Hybriden, dafür aber auch zuverlässig und mit hoher Qualität im höheren Alter. Unsere Schafe – die Bergschafe sind auch echte Traditionsrassen – vernaschen Herkulesstauden und schaffen biologische Vielfalt … Exoten mit Zusatznutzen also. Und Exoten mit Zukunft für alle, die sich von der Hochleistung verabschieden und auf andere Werte schauen. Allerdings: Die Vermarktung der Produkte der alten Rassen braucht Kommunikation – weil eben diese versteckten Werte zwar zählen, aber eben üblicherweise nicht in Cent und Euro. Daran muss gearbeitet werden …
FÖRDERUNGEN
Förderungen können einen Teil des Minderertrages ausgleichen - aber nur einen Teil
Auf der nächsten Seite ein – hoffentlich vollständiger – Überblick über die
geförderten Tierrassen in Deutschland. Fördervoraussetzung ist üblicherweise, dass
die Tiere im Zuchtbuch geführt werden und der Betrieb seinen Sitz im jeweiligen
Bundesland hat. Die Förderhöhen variieren je nach Land.
- Baden-Württemberg
- Rind: Braunvieh l Limpurger l Hinterwälder l Vorderwälder
- Schwein: Schwäbisch Hallisches Schwein
- Pferd: Altwürttembergisches Pferd l Schwarzwälder Fuchs
Bayern - Rind: Ansbach-Triesdorfer l Deutsches Gelbvieh l MurnauWerdenfelser l Original Braunvieh l Pinzgaue l Rotes Höhenvieh
- Schaf: Alpines Steinschaf l Braunes Bergschaf l Kraine l Steinschaf l Ostfriesisches Milchschaf l Rhönschaf l Schwarzes Bergschaf l Waldschaf l Weißes Bergschaf
- Ziege: Bunte Deutsche Edelziege l Thüringer Wald Ziege l Weiße Deutsche Edelziege
- Pferd: Rottaler Pferd l Leutstätter Pferd
Brandenburg (und Berlin) - Rind: Deutsches Schwarzbuntes Niederrungsrind
- Schaf: Merinofleischschaf l Skudde
- Schwein: Deutsches Edelschwein l Deutsche Landrasse l Deutsches Sattelschwein l Rotbuntes Husumer Schwein
- Pferd: Rheinisch Deutsches Kaltblut
Hessen - Rind: Rotes Höhenvieh l Deutsches Schwarzbuntes Niederungsrind l Gelbvieh l Pinzgauer
- Schaf/Ziege: Rhönschaf l Coburger Fuchsschaf l Leineschaf l Schwarzköpfiges Fleischschaf l Ostfriesisches Milchschaf l Weiße Deutsche Edelziege l Bunte Deutsche Edelziege l Thüringer Wald Ziege
- Schwein: Deutsche Landrasse l Deutsches Edelschwein l Buntes Bentheimer Schwein
- Pferd: Rheinisch-Deutsches Kaltblut l Schwarzwälder l Kaltblut l Beberbecker Pferd
Mecklenburg-Vorpommern - Rind: Deutsches Schwarzbuntes Niederrungsrind l Deutsches Rotvieh/Angler l Gelbvieh
- Schaf: Rauwolliges Pommersches Landschaf
- Schwein: Deutsches Sattelschwein l Deutsches Edelschwein l Deutsche Landrasse l Leicoma
- Pferd: Rheinisch Deutsches Kaltblut
Niedersachsen (mit Bremen und Hamburg) - Rind: Deutsche Schwarzbunte und Deutsche Rotbunte alter Zuchtrichtung l Rotvieh der Zuchtrichtung Angler und der Zuchtrichtung Höhenvieh l Deutsches Shorthorn
- Schaf: Weißköpfiges Fleischschaf l Graue und Weiße Gehörnte Heidschnucke l Weiße Hornlose Heidschnucke l Bentheimer Landschaf l Leineschaf, Coburger Fuchsschaf l Merinofleischschaf l Ostfriesisches Milchschaf
- Ziege: Weiße Deutsche Edelziege l Bunte Deutsche Edelziege
- Schwein: Buntes Bentheimer Schwein
- Pferd: Schleswiger Kaltblut l Rheinisch-Deutsches Kaltblut l Schwarzwälder Kaltblut l Schweres Ostfriesisches l Altoldenburger Warmblut
- Geflügel: Diepholzer Gans l Leinegans l Vorwerkhuhn l Ostfriesische Möwe
Nordrhein-Westfalen - Rind: Angler l Ansbach-Triesdorfer l Braunvieh alter Zuchtrichtung l Deutsches Schwarzbuntes Niederungsrind l Deutsches Shorthorn l Gelbvieh l Glanrind l Hinterwälder l Vorderwälder Limpurger l Murnau-Werdenfelser l Pinzgauer l Rotbuntes Niederungsrind l Rotvieh der Zuchtrichtung Rotes Höhenvieh l Rotvieh alter Angler Zuchtrichtung
- Schaf: Alpines Steinschaf l Bentheimer Landschaf l Braunes Bergschaf l Brillenschaf l Coburger Fuchsschaf l Graue Gehörnte Heidschnucke l Krainer Steinschaf l Leineschaf l Merinolangwollschaf l Merinofleischschaf l Merinolandschaf l Ostfriesisches Milchschaf l Rauwolliges Pommersches Landschaf l Rhönschaf l Schwarzes Bergschaf l Schwarzköpfiges Fleischschaf l Skudde l Waldschaf l Weiße Hornlose Heidschnucke l Weißes Bergschaf l Weiße Gehörnte Heidschnucke l Weißköpfiges Fleischschaf l Geschecktes Bergschaf
- Ziege: Bunte Deutsche Edelziege l Weiße Deutsche Edelziege l Thüringer Wald Ziege
- Schwein: Angler Sattelschwein l Buntes Bentheimer Schwein l Deutsches Edelschwein l Deutsche Landrasse l Deutsches Sattelschwein l Leicoma l Rotbuntes Husumer Schwein l Schwäbisch Hällisches Schwein
- Pferd: Alt-Württemberger l Dülmener und Senner l Lehmkuhlener Pony l Leutstettener Pfalz-Ardenner Kaltblut l Rheinisch-Deutsches Kaltblut l Rottaler l Schleswiger Kaltblut l Schweres Warmblut l Schwarzwälder Kaltblut l Süddeutsches Kaltblut
Rheinland-Pfalz - Rind: Glanrind
Saarland - keine Förderung
Sachsen - Rind: Deutsches Schwarzbuntes Niederrungsrind l Rotes Höhenvieh
- Schaf: Merinofleischschaf l Ostfriesisches Milchschaf l Leineschaf l Skudde
- Ziege: Thüringer Wald Ziege l Weiße Deutsche Edelziege l Bunte Deutsche Edelziege
- Pferd: Rheinisch-Deutsches Kaltblut
Sachsen-Anhalt - Rind: Rotes Höhenvieh – Zuchtrichtung Höhenvieh
- Schaf: Rhönschaf l Rauwolliges Pommersches Landschaf l Weiße Hornlose Heidschnucke l Merinofleischschaf
- Ziege: Braune Harzer Ziege
- Schwein: Deutsches Sattelschwein l Leicoma
- Pferd: Rheinisch-Deutsches Kaltblut l Altmärker Kaltblut l Schweres Warmblut
Schleswig-Holstein - Rind: Angler Rind alter Zuchtrichtung l Deutsches Shorthorn
- Schwein: Angler Sattelschwein l Rotbuntes Husumer Schwein
- Pferd: Schleswiger Kaltblut
Thüringen (hier wird je nach Antragseingang priorisiert!) In der Priorisierungsreihenfolge: - Leineschaf l Deutsches Sattelschwein l Merinolangwollschaf l Sächsisch-Thüringisches Schweres Warmblut l Thüringer Wald Ziege l Rotes Höhenvieh l Rheinisch-Deutsches Kaltblut l Rhönschaf
Peter Schmidt ist Ökolandwirt und Vorstand des Biokreis Erzeugerring NRW und Niedersachsen e.V.