“Wer will, dass sich was ändert, muss sich dafür einsetzen”

Von Ronja Zöls-Biber | Gepostet am 05.08.2024

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Tristan Billmann ist ein 28-jähriger Junglandwirt und parteipolitisch aktiv.

Die Umstellung auf Bio im Jahr 2017 erfolgte zwar noch unter der Regie der Eltern, aber auf Initiative des Hofnachfolgers. Und diese Umstellung ging ganz klar mit Tristan Billmanns politischer Einstellung einher. „Wenn ich politisch so gestrickt bin, dass wir unsere Erde für die Nachwelt erhalten müssen, dann führt als Landwirt kein Weg an Bio vorbei“, erklärt der 28-Jährige. Umgekehrt gelte diese Logik allerdings nicht: Auch wer eine andere politische Haltung habe, könne ökologisch wirtschaften.

Tristan, der „Tristans Biohof“ im fränkischen Emskirchen mit Gemüsebau und Sonderkulturen seit 2019 selbst und seit 2021 im Vollerwerb führt, habe seine politische Einstellung mit der ökologischen Bewirtschaftung und der Gründung einer SoLaWi sogar noch verstärkt. Durch seinen Kundenstamm ergaben sich etwa Verbindungen in die Klimaschutzbewegung. Und inzwischen ist er auch parteipolitisch für die ÖDP (Ökologisch demokratische Partei) aktiv und setzt sein fachlich fundiertes Wissen für Themen wie Klima- und Artenschutz, Ökolandwirtschaft und anderes ein.

“Nicht ins Private zurückziehen und resignieren!”

Wie viel Zeit er ins politische Engagement steckt, kann er schlecht abschätzen, da ein fließender Übergang zu seinem sonstigen Alltag besteht, in dem er etwa auch am Marktstand mit Menschen über relevante Themen spricht. Im Schnitt eine Stunde pro Woche nimmt er an Sitzungen teil oder beantwortet E-Mails. Damit unterscheidet er sich von vielen Menschen seines Alters. „Ich nehme auch wahr, dass sich Jüngere weniger engagieren – egal, in welcher Partei. Ist es ihnen zu anstrengend? Oder ist ihnen alles egal? Ich weiß es nicht.“

Eine wichtige Voraussetzung, um junge Menschen zu gewinnen und zu halten, sei es, dass die Altverdienten bereitwillig Platz für sie machen. Alles andere wirke abschreckend. Grundsätzlich warnt
Tristan Billmann davor, sich wie damals in der Biedermeierzeit völlig ins Private zurückzuziehen und zu resignieren. „Wer will, dass sich was ändert, muss sich dafür einsetzen“, sagt er. Er fühle sich mit seinem Einsatz durchaus erfolgreich. „Es muss einem aber bewusst sein, dass man oft nicht direkt, sondern nur indirekt etwas erreicht. Am Ende schreiben sich dann andere den Erfolg auf die Fahne. Aber da es mir um die Sache geht, kann ich damit gut leben.“ Dass man bei Rückschlägen nicht den Mut verlieren darf, habe er andererseits in der Landwirtschaft gelernt.

Ähnliche Themen wie damals

Mit Gleichgesinnten gemeinsam kleine Fortschritte zu machen, sei schön. Auch Bio müsse seiner Ansicht nach wieder stärker zu einer Bewegung werden. „Es geht ja um dieselben Themen, mit denen die Bio-Pionier:innen zu tun hatten: die Gentechnik, die Abkehr von fossilen Energieträgern. Niemand will sich engagieren, aber nachher wird dann gejammert…“, meint Tristan Billmann. Er selbst wolle sein Möglichstes tun, um seinen Willen einzubringen. „Dann habe ich später auch das Recht, mich jederzeit zu beschweren. Ein großer Teil der Gesellschaft weiß rational, dass es so nicht weitergehen kann, kommt aber aus dem Hamsterrad einfach nicht heraus.“

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Ronja Zöls-Biber

Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit / Redaktionsleitung BioNachrichten